Muslime weltweit verwenden den islamischen Kalender, um die Daten religiöser Fest- und Gedenktage zu bestimmen. Er wird auch muslimischer Kalender, arabischer Kalender oder Hidschra-Kalender genannt.
Ein neuer Mondzyklus – und Monat – beginnt.
Sowohl der islamische als auch der persische Kalender werden oft als Hidschra-Kalender bezeichnet. Die beiden Kalendersysteme haben jedoch sonst nicht viel gemein.
Der islamische Kalender ist ein Mondkalender, er orientiert sich also an den Mondphasen. Die Länge der Monate richtet sich nach den Mondzyklen (Lunationen). Eine Lunation ist die Zeitspanne, in welcher der Mond alle Mondphasen einmal durchläuft – zum Beispiel die Zeit von einem Neumond zum nächsten.
Ein neuer Monat im islamischen Kalender beginnt direkt nach der Neumond-Phase, sobald nach Sonnenuntergang eine dünne Mondsichel am Himmel sichtbar wird (siehe Bild).
Während andere Kalendersysteme die Länge eines Kalenderjahres durch Schalttage oder Schaltmonate an das Sonnenjahr anpassen, ist die islamische Zeitrechnung von dieser Zeiteinheit komplett abgekoppelt. Ein islamisches Kalenderjahr (Mondjahr) ist etwa elf Tage kürzer als ein Sonnenjahr.
Dadurch werden auch die astronomischen Jahreszeiten nicht korrekt widergespiegelt. Der Sommer beginnt im islamischen Kalender zum Beispiel von Jahr zu Jahr an einem späteren Datum. Deswegen eignet sich das Kalendersystem nicht für die Landwirtschaft oder andere auf den Jahreszeiten basierenden Aktivitäten. Viele muslimisch geprägte Länder verwenden deswegen neben dem islamischen auch den gregorianischen Kalender.
Traditionell kann ein neuer Monat im islamischen Kalender erst beginnen, wenn eine entsprechend bevollmächtigte Person oder ein Gremium die Mondsichel tatsächlich am Abendhimmel erspähen. Diese Voraussetzung macht die Länge eines Monats unvorhersehbar. Ein bewölkter Himmel oder andere für astronomische Beobachtungen ungünste atmosphärische Verhältnisse können den Mond verdecken. Der Beginn des neuen Monats muss dann kurzfristig auf den nächsten Tag verschoben werden.
Der Beginn des neuen Monats kann sich auch von Land zu Land unterscheiden. Der Zeitpunkt des Monduntergangs hängt vom Längengrad ab. So kann ein neuer Monat und wichtige religiöse Ereignisse wie der Fastenmonat Ramadan etwa in den muslimisch geprägten Ländern in Westafrika einen Tag früher beginnen als zum Beispiel in Indonesien und Malaysia.
In manchen Ländern und muslimischen Gemeinden werden deswegen überarbeitete Versionen des islamischen Kalenders verwendet. Diese sind darauf ausgerichtet, den Monatsbeginn vorhersagbar zu machen.
Der islamische Kalender hat 12 Monate mit je 29 oder 30 Tagen. Wenn die Mondsichel nach Sonnenuntergang am 29. Tag gesichtet wird, beginnt am folgenden Tag der neue Monat. Gelingt keine Sichtung, wird ein 30. Tag angehängt. Der neue Monat beginnt dann am darauf folgenden Tag.
Vergleichbar mit dem Anhang n. Chr. (nach Christus) im gregorianischen Kalender werden die Jahre im islamischen Kalender mit den Buchstaben H (Hidschra) oder AH (lat. anno hegirae) gekennzeichnet.
die islamische Zeitrechnung beginnt im Jahr 622 n. Chr., als der islamische Prophet Muhammed nach Medina flüchtete. Dieses Ereignis wird im Arabischen als Hidschra bezeichnet. So tragen beide Kalender den Beinamen Hidschra-Kalender (Englisch: Hijri calendar).
Trotzdem unterscheidet sich das islamische System grundlegend vom persischen Kalender. Als Sonnenkalender richtet sich der persische Kalender nach der Länge des Sonnenjahres, während der islamische Kalender das etwa elf Tage kürzere Mondjahr widerspiegelt. So unterscheiden sich auch die Jahreszahlen: Der 1. Januar 2016 fiel im persischen Kalender zum Beispiel ins Jahr 1394, im islamischen Kalender schrieb man da bereits das Jahr 1437.
Obwohl die Länge eines Jahres im islamischen Kalender stark von der Länge eines Jahres auf der Erde abweicht, gibt es in diesem System keinen Korrekturmechanismus wie Schalttage im gregorianischen Kalender, um diese Abweichung auszugleichen. So fallen die Daten im islamischen Kalender jedes Jahr auf ein früheres gregorianisches Datum. Es dauert 33 Jahre, bis sich die Abweichung auf ein ganzes gregorianisches Jahr angehäuft hat und ein islamisches Datum wieder auf denselben Tag im gregorianischen Kalender fällt.
Da die Mondjahre des islamischen Kalenders kürzer sind als die Sonnenjahre des gregorianischen Kalenders und die Jahreszahl niedriger, werden die beiden Kalendersysteme eines Tages dieselbe Jahreszahl schreiben. Dies wird jedoch erst am 1. Mai des Jahres 20874 der Fall sein.
Um die islamische Zeitrechnung vorhersagbarer zu machen und die geographischen Variationen des traditionellen Kalenders zu beseitigen, haben muslimische Gelehrte im 8. Jahrhundert n. Chr. den zyklischen islamischen Kalender entworfen. Statt auf astronomischen Beobachtungen stützt sich dieses System auf mathematische Regeln. Im Gegensatz zum traditionellen Kalender werden in der zyklischen Version regelmäßig Schalttage eingefügt.
Der moderne islamische Kalender verwendet dieselben Monatsnamen wie der vorislamische altarabische Kalender. Manche Quellen beschreiben diesen Vorläufer des heutigen Hidschra-Kalenders als lunisolaren Kalender. Hier soll die Länge der Monate zwar auch von den Mondphasen bestimmt worden sein – in regelmäßigen Abständen wurde jedoch ein Schaltmonat (nas??) eingefügt, um die Zeitrechnung an das Sonnenjahr anzupassen. Nach der muslimischen Eroberung von Mekka wurde dieser Schaltmonat abgeschafft, es entstand ein purer Mondkalender.
Der Kalif Umar ibn al-Khattab (ca. 583 – 644 n. Chr.) habe die noch heute befolgte islamische Zeitrechnung im Jahr 638 n. Chr. eingeführt – also 16 Jahre nach dem Ereignis, auf das sich die Nummerierung der Jahre im islamischen Kalender bezieht. Bis dahin waren keine Jahreszahlen verwendet worden, die Jahre wurden stattdessen im Nachhinein nach wichtigen Ereignissen benannt.